Giovanni Girolamo Kapsperger, „Ein ziemlich extravaganter Mann“ (LIM, Lucca 2020)
Diese erste ausführliche Biographie des Komponisten und Theorbisten Giovanni Girolamo Kapsperger (ca. 1580–1651) bietet mit einer Fülle an neu entdecktem Archivmaterial tiefe Einblicke in ein Künstlerleben der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Kapsperger, Freund von Dichtern, Intellektuellen und Mäzenen, lebte in Venedig, Augsburg, Neapel und Rom. Seine radikal modernen Kompositionen waren am Höhepunkt seiner Karriere Teil des monumentalen kulturellen Programms von Papst Urban VIII. Barberini und seiner Familie. In Kapspergers Umfeld gab sich die geistige Elite der Zeit die Hand, besonders nahe stand er den Kreisen um Galileo Galilei. In den Monaten nach Galileis Verurteilung und den darauffolgenden Umwälzungen am Papsthof wurde es auch still um den Komponisten. Spektakuläres Material aus neu entdeckten Briefen über einen jungen Kastraten, für einige Monate Schüler Kapspergers (1647–48), bringt uns den Tedesco della tiorba auch als Menschen näher, wenn auch als schwierigen Charakter: Wir begegnen einem uomo eminentissimo, ma assai fantastico — einem höchst vortrefflichen, aber ziemlich extravaganten Mann. Diese Biographie soll als Basis für eine grundlegende Neubewertung des Komponisten und seiner faszinierenden Vokalmusik dienen.
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